Anlässlich der Ausstellung »AKT – 3 Positionen«
Während des Studiums an der Akademie (heute Universität) für Angewandte Kunst in Wien entstanden meine ersten Aktzeichnungen, später zeichnete ich an der Künstlerischen Volkshochschule in Wien. 2013 besuchte ich den Kurs »Aktstudium« bei Univ. Prof. Gerda Fassel in Geras.
Mein Interesse am Aktzeichnen war zuerst einmal ein sachliches, dh. ich betrachte körperliche Formen nicht anders als Landschaften, Steine oder Vegetatives. Dazu kommt die Auseinandersetzung mit der Anatomie, dem Knochenbau, dem Skelett als Stütze des Körpers, den Muskeln, Körperhaltungen, bis zu Bewegungs-Abfolgen … dies dient der Übung, menschliche Figuren allgemein darzustellen.
2013 nahm ich am Aktkurs von Prof. Gerda Fassel in Geras teil. Da kam –angeregt durch die Bildhauerin und exquisite Lehrerin – die Erfahrung des Körpers im Raum dazu, die mir Lust macht, in Zukunft vielleicht auch einmal Akte aus Ton zu modellieren.
Schöne, junge Körper mit ihren idealen, glatten Formen interessieren mich als Modell kaum.
Hier stellt sich die Frage: Was ist schön? Was ist hässlich? Die Ansichten darüber sind der Mode unterworfen und es werden Maßstäbe angelegt, die in keiner Weise die natürliche Vielfältigkeit widerspiegeln. Jeder Mensch in seinem individuellem Ausdruck ist schön. Die Kunstgeschichte zeigt, dass durch die Darstellung im Bild oftmals so genannt Hässliches in Schönheit gewandelt wird.
Außergewöhnliche Formen reizen viel mehr zur Darstellung – so auch die Körper älterer Menschen. Sie bieten mit den ihnen eigenen Fehlern, mit den Kanten und Ecken, die ihre Körper mit der Zeit erhalten haben, die Anregung, die dem Widerstand des Ausdrucksmittels Bleistift oder Kohle auf rauem Papier entspricht.
Bei Aktzeichnungen spielt für den Betrachter auch immer die emotionale Ebene, die Erotik, eine Rolle – der intime heimliche Blick auf einen menschlichen Leib quasi durch ein Schlüsselloch. Wobei ja bekannt ist, dass teilweise bekleidete Körper meist erotischer wirken als völlig nackte, weil Wunschvorstellungen durch vorgegebene ‘nackte Tatsachen‘ eingeengt werden.
Seltsam, ja fast schizophren, erscheinen mir manchmal die Reaktionen zum Thema Aktzeichnung: Auf der einen Seite steht die heutige Körperkultur samt FKK, Sauna, freizügiges sich Entblössen und Selbstverliebtheit – auf der anderen die Verschämtheit, wenn es darum geht, Bilder nackter Körper anzuschauen. Es mag wohl auch daran liegen, dass die Grenzen zwischen Kunst und Pornografie fließend sein können und dass die Werbung – als ‘Kunst der Verführung‘ oftmals provozierend erotische Darstellungen einsetzt.
Rosi Grieder-Bednarik